Wie oft Sie Ihr Hörgerät tragen sollten, hängt davon ab, wie geübt Sie damit sind und seit wann Sie bereits ein Hörgerät tragen.
Wenn Sie ihr Hörgerät gerade erst bekommen haben, starten Sie bitte noch nicht bei 100%, sondern gewöhnen Sie Ihr Ohr langsam an die neue Situation (mehr dazu erfahren Sie zum Thema Gewöhnung).
Wer sein Hörgerät schon ein paar Wochen in Benutzung hat und sich schon ganz gut eingewöhnt hat, oder auch schon mehrere Monate oder Jahre, dem raten wir ganz klar: Tragen Sie Ihr Hörgerät, wann immer Sie können.
Fakt ist: je häufiger man sein Hörgerät trägt, umso besser hört man damit in den verschiedenen Situationen.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Eine Person, die in einem Haus an einer vielbefahrenen Straße aufgewachsen ist, schläft vermutlich trotz Motorengeräuschen nicht schlechter als andere Leute, wenn es ruhig ist. Er nimmt die Motorengeräusche gar nicht mehr wahr, da sie bedeutungslos geworden sind. Evolutionsbedingt sondiert unser Unterbewusstsein im Schlaf Geräusche aus, die keine Gefahr für uns darstellen, sofern man sich denn daran gewöhnt. Das Ticken einer Uhr bspw. stellt auch keine Gefahr dar. Wer das Geräusch jedoch nicht gewohnt ist, wird es als störend empfinden.
Das gleiche passiert beim Tragen eines Hörgerätes, wenn man nicht zu 100 % daran gewöhnt ist. Hörgeräteträger berichten davon, dass sie Geräusche in lauter Umgebung oftmals schriller oder deutlich akzentuierter wahrnehmen, wie bspw. das Stapeln von Tellern in einem Restaurant.
Die 2 Trägertypen
Es gibt jedoch zwei Typen von Trägern: Diejenigen, die diese Geräusche als störend empfinden und diejenigen, die diese ausblenden und sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Letztere sind Hörgeräteträger, die sich mit dem Gerät auseinandergesetzt haben und verschiedene Störgeräusche kennen, bei denen das Unterbewusstsein automatisch eine Art Filter einsetzt und die Töne nicht mehr wirklich berücksichtigt. Das Schöne dabei ist, dass die ganze Arbeit im Hintergrund stattfindet und wir uns nicht darauf konzentrieren müssen gewissen Frequenzen zu ignorieren. „Anfangs habe ich jedes einzelne Klirren und Rascheln als nervig empfunden und war am Verzweifeln. Aber irgendwann merkst du das gar nicht mehr, weil du mehr damit beschäftigt bist, dich auf deine Freunde im Gespräch zu konzentrieren“, sagt Detlef, der seit 1,5 Jahren glücklich über seine Ausdauer bei der Eingewöhnung ist.
„Du kannst ja bspw. auch nicht erwarten, dass du jedes Wort im Spanienurlaub verstehst, nur weil du mal ein paar Bücher auf spanisch versucht hast zu lesen. Da muss man sich schon in die Höhle des Löwen begeben und sich den realen Eindrücken stellen – immer und immer wieder!“
Detlef W. aus Hamm, 59
Man kann also nichts von sich erwarten, was man nicht bereits vorher geübt und gemeistert hat. Zwar hilft das Tragen des Hörgeräts in den eigenen vier Wänden schon enorm weiter, dennoch darf man dann nicht den Anspruch erheben, dass man in einer lauten Gaststätte ebenfalls alles versteht. Die Umgebung ist für unsere Ohren viel komplizierter zu erfassen. Doch keine Sorge, daran gewöhnt sich Ihr Ohr. Nehmen Sie sich die Zeit, behalten Sie Ihre Ausdauer und erwarten Sie zu Beginn nicht zu viel. Aller Anfang ist schwer und Sie werden sich an Ihren neuen Helfer gewöhnen müssen. Sobald dieser Schritt jedoch geschafft ist, freut sich jeder, der es durchgezogen hat.
Kommentar schreiben