Ein Cochlea-Implantat ist grob gesagt die größtmögliche Hilfe, die ein Hörgeschädigter zur Hilfe ziehen kann. Cochlea-Implantaten kommen zum Einsatz, wenn eine derart akute Schwerhörigkeit vorliegt, dass nicht einmal ein Hörgerät diese kompensieren könnte. Etwa wenn bereits übermäßig viele Haarzellen im Ohr zerstört wurden. Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Einsatz eines Cochlea-Implantats ist jedoch auch, dass der Gehörgang und der Hörnerv intakt sind, denn zaubern kann das Gerät nicht. Es muss schlussendlich eine Verarbeitung von Signalen im Gehirn stattfinden.
Allem geht ein Schnitt voraus
Wie der Name schon sagt, implantiert man diese Art von Hörgerät unter der Haut hinter dem betroffenen Ohr. Die Operation hierfür gilt inzwischen als Routineeingriff und dauert etwa 2 Stunden unter Vollnarkose.
Nach einem Schnitt hinter dem Ohr fräst der Operateur einen kleinen Teil des Schädelknochens aus. Dort befindet sich das Implantat, das aus einer Empfängerspule, einem Magnet, Elektronik und Ballelektrode besteht. Ausgehend von der Elektronik führt ein Elektrodenträger durch das Mittelohr direkt in das Innenohr. Das Innenohr nennt man auch Cochlea, woher der Name des Implantats stammt. Der Elektrodenträger sieht aus wie ein dünner gummiartiger Schlauch, über den elektrische Impulse direkt in das Innenohr gelangen.
Was kommt an den Kopf?
Von außen ist dieser Teil der Hörhilfe nicht sichtbar und ohne den am Kopf angebrachten externen Teil nicht wirklich hilfreich. Das externe Gerät besteht aus einem Mikrofon, einer Batterie, einer Sendespule und dem Sprachprozessor. Dieser Teil ist ebenfalls magnetisch und kann somit an dem Magneten unter der Haut haften. Das Mikrofon nimmt Geräusche auf und wandelt diese mithilfe des Sprachprozessors in digitale Impulse um. Diese sendet die Sendespule an die Empfängerspule unter der Haut. Dort werden die Impulse umgewandelt und mittels Elektrodenträger in das Innenohr weitergeleitet. Von dort können sie den Hörnerv anregen und vom Gehirn erkannt werden.
Wie hört sich das Geräusch im Kopf an?
Fragt man Personen mit einem Cochlea-Implantat, fällt es ihnen oft schwer zu erklären, wie sich die Geräuschverarbeitung anhört, oder besser gesagt, anfühlt. Es erklingt als kryptisches Geräusch, welches man nicht wirklich zuordnen kann und dessen Bedeutung auch nicht klar ist. Es gleiche eher einem robotischen Rauschen. Ebenfalls nimmt man es nicht im Ohr wahr, da es dort ja gar nicht ankommt. Der Hörnerv verarbeitet es direkt im Gehirn.
Wie lange benötigt man, bis man wieder hören kann?
Somit stellt es in der ersten Zeit nach der OP keine große Hilfe dar und wird manchmal als störend empfunden. Doch an diesem Punkt setzt die faszinierende Fähigkeit unseres Gehirns erst an. Ähnlich wie bei herkömmlichen Hörgeräten, benötigt das Gehirn Training, um die Signale des Cochlea-Implantats zu deuten und zu verstehen. Man muss seinem Gehirn regelrecht beibringen, welches gesprochene Wort hinter dem kryptischen Signal steckt. Danach speichert das Gehirn die Verbindung zwischen Wort und Geräusch ab. Hierfür gibt es auch spezielle Smartphone Apps, die das Training erleichtern und die Geräusche direkt von der App an das Implantat senden.
Der Träger kann beobachten wie sich das Verstehen sukzessive verbessert und stellt von einem Moment auf den nächsten sensationelle Dinge fest. Statt robotischem Rauschen erklingt nun im Gehirn eine Zahl klar und deutlich, als würde sie jemand in deutlicher Sprache für ihn vorlesen. Dieser Prozess benötigt Zeit und vor Allem Durchhaltevermögen bei den Betroffenen. Jede Minute Training hebt den Alltag und die Lebensqualität auf ein neues Level.
Unterschiede bei Kindern und Erwachsenen
Kinder, die sich noch in der Spracherlernung befinden benötigen etwa 2 bis 3 Jahre, um die Signale gut zu verstehe. Der Grund ist, dass das Sprachzentrum anders als bei Erwachsenen noch nicht ganz ausgebildet ist und weiter geprägt werden muss.
Bei Erwachsenen hängt die Gewöhnungsphase stark davon ab, wie lange der Betroffene bereits am Hörverlust leidet und wie ausgeprägt er ist, da das Gehirn diesbezüglich auch viel verlernt.
Das Sprachverstehen muss praktisch neu erlernt werden, als würde man sich eine Fremdsprache aneignen.
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