Wann benötigt man ein Hörgerät?

Symbolbild Schwerhörigkeit

Der Verlust oder die Reduktion des Hörvermögens ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen in allen Ländern dieser Welt. Es erstreckt sich über alle Altersgruppen. Nach Bluthochdruck zählen Einschränkungen des Hörvermögens zu den häufigsten chronischen Krankheiten bei älteren Menschen. Wann genau Sie ein Hörgerät benötigen, oder welche Anzeichen darauf hindeuten, erklären wir in diesem Beitrag.

Typische Alterserscheinung

Bei normalen Gesprächen werden Frequenzen von 500 bis 3.000 Hz bei 45 bis 60 dB verwendet. Nach dem 60. Lebensjahr nimmt das Hörvermögen typischerweise jährlich um etwa 1 dB ab. Bei Männern ist der Hörverlust in der Regel größer und setzt früher ein als bei Frauen.1 

Beruflich bedingter Hörverlust

Neben altersbedingtem Hörverlust wird auch lauten Geräuschen die Beeinträchtigung der Hörkraft nachgesagt. In einer amerikanischen Studie wurde bei einem Drittel aller Befragten, die bei der Arbeit lauten Geräuschen ausgesetzt sind, eine Hypakusis (Schwerhörigkeit) festgestellt. Fast jeder vierte Erwachsene in den USA, der ein ausgezeichnetes oder gutes Hörvermögen angab, hatte audiometrische Einkerbungen (5,5 % beidseitig und 18,0 % einseitig).2

Hörgeräte sind die Folge von zu lauten Geräusche auf der Arbeit
Wer aus falscher Eitelkeit auf den Gehörschutz verzichtet, dem droht ein irreparabler Hörschaden

Hörverlust durch neue Technik

Auch jüngere Menschen müssen sich zunehmend mit dem Thema auseinandersetzen. Enganliegende Kopfhörer, die Außengeräusche unterdrücken und die eigene Musik übermäßig laut wiedergeben tragen dazu bei. Auch In-Ear-Kopfhörer sowie Besuche in Diskotheken und Festivals sind daran Schuld, dass immer mehr Jugendliche auditive Degressionen erfahren.3

Feststellen eines Hörverlusts

Meistens stellen Betroffene selbst fest, dass sie nicht mehr alles einwandfrei hören. Das Bedürfnis nach einem Hörgerät fehlt aber in vielen Fällen. Dies hängt etwa damit zusammen, dass man sich seine körperlichen Schwächen nicht eingestehen möchte oder den urnormalen Abbau der Leistung im Laufe des Lebens ignoriert. Ein typisches Anzeichen ist, dass Schwerhörige die Schuld bei äußeren Einflüssen suchen. Das kann das vermeintlichen Nuscheln der Gesprächspartner sein, schlechte Klangqualität des Radios und Fernsehers oder aber störende Nebengeräusche durch Umwelt und Natur. Nicht selten kommt es somit vor, dass die Schwerhörigkeit von den eigenen Kindern, Enkeln, Ehepartner oder Freunden angesprochen wird. Darauf reagieren viele, statt mit der nötigen Selbstreflektion und Einsicht, eher mit einer Abwehrhaltung hinsichtlich der Notwendigkeit eines Hörgerätes. 

Die Hörschwäche stört nicht nur Betroffene

Symbolbild: Schwerhörigkeit ohne Hörgerät

Dabei kann die Missachtung einer Hörschwächung langfristige irreparable Schäden mit sich bringen, die frühzeitig behandelt werden können. (Lesen Sie hierzu auch: Das passiert, wenn man seine Schwerhörigkeit ignoriert). Daher gilt: Wer vermehrt darauf hingewiesen wird, dass Gesprächsbestandteile nicht gehört werden oder dies selbst bei sich feststellt, sollte dies nicht als Kritik oder Schwäche auffassen, sondern als gut gemeintes Signal seines Umfeldes. Die auditive Beeinträchtigung belastet nicht nur den Betroffenen selbst, sondern frustriert das private und berufliche Umfeld öfter als man denkt und hat weitreichenden soziale sowie wirtschaftliche Folgen. Lesen Sie hierzu auch: Wie viel unversorgte Schwerhörigkeit weltweit kostet.

Man muss also sagen, dass bei einer permanenten Einschränkung der Hörfähigkeit ein Hörgerät dringend empfohlen wird. Wann Sie ein Hörgerät brauchen, entscheiden letztlich Sie selbst. Es gibt jedoch Punkte, die darauf hindeuten.

Achten Sie auf folgende 5 Signale:4

1. Ihre Angehörigen behaupten, dass Sie schlecht hören

2. Sie haben selbst den Eindruck, dass Sie nicht mehr ganz so gut hören wie früher

3. Die Hintergrundmusik beim Fernsehen ist zu laut

4. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu unterhalten

5. Ihre Enkel (und andere Kontaktpersonen) sprechen undeutlich

„Manchmal empfehlen Ärzte ein Hörgerät auch dann, wenn die Hörgeräteindikation noch nicht völlig zutrifft, weil bei der frühzeitigen Nutzung eines Hörgerätes eine weitere Verschlimmerung vermieden oder hinausgezögert werden kann. Dazu kommt, dass das Gehirn die gehörten Klänge ja verarbeiten und interpretieren muss. Wenn es die Klänge nicht mehr vermittelt bekommt, kann es quasi verlernen, Gehörtes richtig zu interpretieren.“5

Ein Hörtest bei Ihrem HNO-Arzt ist kostenlos und gibt in kürzester Zeit Aufschluss darüber, wie gut Ihr Hörvermögen ist. Dies kann auch bedeuten, dass Sie dadurch ein Stück Lebensqualität wiedererlangen. Wie ein Hörtest abläuft, erfahren Sie hier. 


  1. (Lee F.S., Matthews L.J., Dubno J.R., Mills J.H. Longitudinal study of pure-tone thresholds in older persons. Ear Hear. 2005;26(1):1–11).
  2. (Carroll, Y. I., et al. (2017). Vital Signs: Noise-Induced Hearing Loss Among Adults – United States 2011-2012. MMWR. Morbidity and mortality weekly report, 66(5), 139–144)
  3. (Imam, L., & Hannan, S. A. (2017). Noise-induced hearing loss: a modern epidemic?. British Journal of Hospital Medicine, 78(5), 286-290.)
  4. https://www.hoergeraete-langer.de/blog-details/article/wann-brauche-ich-ein-hoergeraet-die-5-signale/
  5. https://www.sternklinik.net/startseite/news/160-hoerprobleme-ab-wann-braucht-man-ein-hoergeraet

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