„Dreh deine Musik nicht so laut, davon kriegt man schlechte Ohren“ oder „Bitte tragen Sie beim Bedienen der Maschine immer einen Gehörschutz“. Auf Hörschäden werden wir privat und beruflich immer wieder hingewiesen. Entsteht durch zu laute Geräusche wirklich eine Taubheit oder Schwerhörigkeit? Das erfahren Sie hier…
So funktioniert hören
Ein Geräusch oder ein Lied ertönt und wird dank unserer Hörmuschel gebündelt und tiefer in das Ohr geleitet. So tief, bis es in der Hörschnecke ankommt. Hier befinden sich kleine Haarzellen, die darauf warten sich in Bewegung zu setzen. Durch die Bewegung entstehen Hörsignale, die wiederum an unser Gehirn weitergeleitet werden.
Das kann man sich so vorstellen wie Wind, der über ein Kornfeld weht und es in Bewegung setzt.
Die Menge macht das Gift
Ein bisschen Wind macht dem Kornfeld nichts aus. Bei Windstille richten sich die Halme wieder auf und sehen unverändert aus. Bei einem Windsturm kann jedoch eine Menge Schaden entstehen. Genau das passiert auch in unserem Ohr. Wenn extrem laute Musik oder Krach von lauten Maschinen die Haare erschüttern, brechen diese ab, oder deformieren sich. Diese Schäden sind irreparabel und schädigen das Gehör für immer!
Wenn man seine Musik also runterdreht, kann man also den ganzen Tag Musik hören?
Zurück zum Kornfeld… Wenn ein mäßiger Wind für wenige Stunden weht, ist das kein Problem. Weht der Wind nun aber den ganzen Tag oder mehrere Tage, biegen sich die Pflanzen in eine Richtung und sind deformiert. Beim Kornfeld ist das halb so wild, im Ohr ist das ein riesiges Problem.
So viel Lärm vertragen wir
Man sagt, dass es sich mit Lärm ähnlich verhält wie mit Radioaktivität. Eine kurze hohe Dosierung kann schwerwiegende Schäden bewirken: Die Schwerhörigkeit. Aber auch mittlere Belastungen über einen längeren Zeitraum fügen uns nachhaltige Schäden zu.1 Deshalb können wir unser Ohr auch überlasten, indem wir ihm zu viele mäßig laute Geräusche zumuten, die sich über eine größere Zeitspanne erstrecken. Das kennt man vielleicht bereits, wenn man auf einer Kirmes war oder in lauten Markthallen. Nicht selten befindet man sich hinterher in stiller Atmosphäre und bemerkt wie einem die „Ohren klingeln“.
So sieht ein Schaden aus
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt hat hierzu die alarmierenden Grenzwerte veröffentlicht. Wie der Schaden der Haarzellen bei Missachtung aussieht, können Sie folgenden Bildern entnehmen.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Ein Hörschaden kann also jeden von uns treffen. Entweder, weil man zu lange einer gewissen Lautstärke ausgesetzt ist, oder weil man kurz einer zu hohen Lautstärke ausgesetzt ist.
Sobald der Schaden entstanden ist, gibt es kein Zurück mehr. Denn hier funktioniert die Analogie zum Kornfeld nicht mehr. Im nächsten Jahr wachsen in unserem Ohr keine neuen Haarzellen nach. Sind die feinen Härchen einmal kaputt, sind sie es für immer.
Achten Sie daher stets darauf bei lauten Tätigkeiten einen Gehörschutz zu tragen. Auch dann, wenn die Lautstärke noch keine Schmerzen im Ohr verursacht. Wenn Sie also einen Mitarbeiter der Stadtreinigung mit einem Gehörschutz sehen, dann nicht, weil ihm das Geräusch seines Laubbläsers Schmerzen zufügt. Es schadet ihm aber, wenn er diesen Geräuschpegel mehrere Stunden am Tag ungefiltert hört.
Wer über längere Zeiträume Lärm ausgesetzt ist oder auch nur hin und wieder großen Krach ertragen muss, läuft Gefahr einen Hörschaden zu erleiden. Das muss nicht nur bedeuten, dass man ein wenig schlechter hört, aber trotzdem gut zurecht kommt. Nicht wenige Disco-Besucher haben nach einem harmlos aussehenden Abend einen lebenslangen Tinnitus davongetragen. Das bedeutet, dass eine Unachtsamkeit ausreicht, um Jahrzehnte, 24 Stunden am Tag ein Piepen im Ohr zu haben. Einen Tinnitus kann man nicht heilen, moderne Therapieformen können aber dabei helfen ihn erträglicher zu machen.
Quellen:
- Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig und Berlin. Lärmschädigung Ursache Nr. 1. https://www.hoerkomm.de/tl_files/hoerkomm/user-uploads/pdf-dateien/Aufsteller_Hoerbehinderung-1_2014_02_05.pdf
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