Wer das erste Mal ein Hörgerät trägt, der muss sich oft noch überwinden dies voller Überzeugung zu tun. Dabei gilt es sich dann zu entscheiden, ob man ein auffälliges Hörgerät tragen möchte, oder eines, das im Grunde unsichtbar hinter oder im Ohr verschwindet.
Gleiche Regeln wie bei der Brille?
Brillenträger dienen wie so oft als gutes Beispiel, um die Systematiken bei Hörgeräten zu erklären. Der eine mag seine Brille dezent ohne Rahmen oder mit dünnem Rahmen. Der andere setzt auf ein knallrotes oder neonfarbenes Modell mit großen Akzenten.
Auch Hörgeräteträger haben die Qual der Wahl auszuloten, in welche Richtung sie sich bewegen wollen.
Ein Trend zeichnet sich ab
Die Hersteller von Hörgeräten haben viele Jahre daran gearbeitet sie so dezent wie möglich zu gestalten. Nun zeichnet sich aber ein neuer Trend ab und der heißt: Auffallen um jeden Preis. Dabei spielt der Preis tatsächlich eine Rolle. Setzen die meisten Hörgeräteträge eher auf gedeckte Töne wie beige, anthrazit oder durchsichtige Geräte und Kabel, haben die Trendsetter das Farbenspiel am Ohr für sich entdeckt. Es gibt sie in allen möglichen Farben, mit Strass besetzt, in Schmuckfarben wie gold, silber oder rosé und sogar mit Glitzeranteilen in der Farbe.
Betone das, was dir früher unangenehm war
Was für Brillen gilt, muss auch für Hörgeräte gelten. Zwar assoziieren einige Träger ihr Hörgerät noch mit dem Älterwerden und körperlichen Schwächen. Das wäre bei Brillen aber auch nicht allzu weit hergeholt. Daher geht man inzwischen offensiv mit seiner vermeintlichen Schwäche um und stellt zur Schau, was unvermeidbar ist. Mit der Brille lässt sich leicht die eigene Persönlichkeit unterstreichen. Ein farbenfroher Mensch kann folglich auch sein Hörgerät instrumentalisieren und es an seinen Stil anpassen.
Der Peacock-Effekt
Der sogenannte Peacock- oder auch Pfauen-Effekt besagt, dass auffällige Accessoires oder Kleidungsstücke einen besonderen Eindruck bei anderen Menschen hinterlassen und man so in Erinnerung bleibt. Sei es ein auffälliger Hut, eine Sonnenbrille mit bunten Gläsern oder ein lächerlich aussehendes T-Shirt.1
Den Mitmenschen wird suggeriert, dass der Träger sich nicht zu schade dafür ist, derartige Dinge zu tragen, wodurch ihm ein höheres Selbstbewusstsein attestiert wird. „Wer mit dem Outfit gut zurechtkommt, der muss eine interessante Persönlichkeit haben“ denken sich dann die meisten.
Natürlich führt eine zu starke Extravaganz dazu, dass man nicht nur auf Gegenliebe stößt, also sollte man es nicht übertreiben mit dem Peacocking.
Ein buntes oder mit Strass besetztes Hörgerät zählt jedoch auch zu den Accessoires, die man durchaus betonen darf. „Die geht aber locker mit ihrer Hörschwäche um, das finde ich stark“, wäre dann der Umkehrschluss.
So machen das Hörgerät unsichtbar
CIC (completely in canal) und IIC (invisible in canal) Hörgeräte sind praktisch unsichtbar. Mit großer Mühe kann man bei manchen Herstellern noch eine kleine Antenne wie einen Fühler aus dem Gehörgang erahnen.
Für alle, die ein HdO-Hörgerät benötigen eignen sich aber folgende Tipps:
- Passen Sie das Hörgerät an Ihre Haarfarbe an. Dunkle Haare = dunkles Hörgerät;
helle Haare = helles Hörgerät; keine Haare = beiges Hörgerät - Passen Sie das Hörgerät an Ihr Brillenmodell an. Tragen Sie eine rote Brille, dann wird auch ein rotes Hörgerät nicht ins Auge fallen und passt sich optimal an
- Menschen mit langen Haaren können ihr Haar offen tragen. Ist das Ohr verdeckt, ist auch das Hörgerät nicht sichtbar. Auch ein seitlicher Zopf oder Locken kaschieren das Hörgerät gut (https://beautytipps.ch/welche-frisuren-bei-hoergeraeten/)
- Passen Sie Ihren Ohrschmuck an das Hörgerät an. Meine Tante trägt seit eh und je türkise Ohrringe und hat deshalb ein türkises Hörgerät gewählt – es fällt gar nicht mehr auf, da sie immer etwas Türkises im Ohr trug.
Ihr Leben – Ihre Entscheidung
Vor niemandem muss man sich für ein Hörgerät rechtfertigen. Letztendlich hilft es doch allen Beteiligten nur weiter und ist ein Mehrwert für unsere Kommunikation. Wer Probleme mit Hörgeräteträgern hat, hat selbst wohl noch viel größere Probleme.
Entscheiden Sie, ob Sie offensiv rausgehen möchten und der Welt zeigen wollen, dass Sie selbstbewusst sind und zu Ihrer Hörschwäche stehen, oder ob Sie es ruhig angehen lassen und den kleinen Helfer unsichtbar hinter oder im Ohr verschwinden lassen.
Das wichtigste ist, dass Sie sich wohl fühlen!
Quellen:
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