Neben der Technologie in einem Hörgerät ist das Ohrpassstück die wichtigste Komponente. Es beeinflusst den Halt im Ohr, die Übertragung des Schalls und soll dabei möglichst angenehm sein. Das Ohrpassstück muss, wie der Name schon sagt, perfekt in ihr Ohr passen. Jedes Ohr ist unterschiedlich. Der eine hat einen sehr großen Gehörgang, der andere einen winzig kleinen. Und auch die Produktion von Schweiß und Cerumen, also Ohrenschmalz, fällt individuell unterschiedlich aus.
Wir erklären Ihnen welche Typen von Ohrpassstücken es gibt und welcher Typ zu wem passt.
Dome
Ex-Hörer Hörgeräte funktionieren vorzugsweise mit einem sogenannten Dome (engl.: Kuppel). Domes kennt man meist schon von herkömmlichen In-Ear-Kopfhörern. Sie bestehen aus Silikon und passen sich beim Einsetzen der Form des Gehörgangs an. Die msiten Hersteller liefern gleich drei verschiedene Größen mit, die im Durchmesser zwischen 6 und 12 Millimetern variieren. Das wichtig, da jeder Gehörgang unterschiedlich ausgeprägt ist. Das Prinzip funktionier ähnlich wie beim Verwenden eines Dübels: Es ist darauf zu achten, dass der Dome ein klein wenig breiter ist als der Gehörgang. Schließlich wird er im Ohr noch etwas zusammengedrückt, damit er optimal an der Ohrinnenwand sitzt.
Man kann den Dome in verschiedenen Variationen bekommen. Diese stellen wir Ihnen nun vor.
Offener Dome
Vorteile
Ein offener Dome verschließt die Ohröffnung nicht komplett. Er wird in den Gehörgang eingesetzt und ermöglicht durch das Silikonstück den nötigen Halt im Ohr. Wie bei einem groben Sieb, ist der Dome jedoch mit Löchern versehen, die eine Luftzirkulation im Gehörgang ermöglichen. Dieser Aspekt wird von vielen Trägern als angenehm empfunden. Auch die Größe und die damit verbundene Optik sagt vielen Anwendern zu. Durch die offene Gestaltung des Domes entsteht zudem kein Okklusionseffekt. Die eigene Stimme und Körpergeräusche werden folglich sehr natürlich wahrgenommen.
Nachteile
Dies ist jedoch auch gleichzeitig der größte Nachteil am offenen Dome. Eigentlich möchte man das Hörverstehen verbessern. In lauten Atmosphären sollen Störgeräusche unterdrückt werden, die nicht verstärkt werden. Dadurch kann man sein Gegenüber nun wieder besser verstehen. Beim offenen Dome können durch die Öffnungen im Silikon jedoch alle Störgeräusche in den Gehörgang einfließen. Das Hörverstehen kann also gar nicht großartig verbessert werden. Ebenfalls wird die Anfälligkeit für Rückkopplungen größer. Durch den Ex-Hörer gelangt der Schall direkt in den Gehörgang. Durch die offene Gestaltung des Domes kann der Schall nun aber auch wieder aus dem Gehörgang entweichen und unter Umständen vom Hörgerät erneut aufgenommen werden. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein unangenehmes Pfeifen entsteht.
Geschlossener Dome
Vorteile
Der geschlossene Dome verschließt den Gehörgang komplett. Umweltgeräusche, die in das Ohr gelangen wollen, kommen nur noch zu einem kleinen Teil durch das Silikon in den Gehörgang. Das Hörgerät filtert also schon vorher die Störgeräusche und verarbeitet diese wie gewünscht für den Träger. Das Hörgerät ist, im Vergleich zum offenen Dome, viel mehr in der Lage das zu tun, wofür es eigentlich angeschafft wurde.
Nachteile
Okklusion spiel hier nun wieder eine Rolle. Der Gehörgang ist dicht, die körpereigenen Geräusche werden stärker wahrgenommen, wodurch sich die eigene Stimme für einen selbst etwas dumpfer anhört und Schluck- oder Kaugeräusche wahrgenommen werden können.
Double-Dome
Vorteile
Wer die ultimative Abdichtung des Gehörgangs benötigt, für den sind Double-Domes wie gemacht. Diese werden bei stärkerem Hörbedarf eingesetzt. Ähnlich wie beim geschlossenen Dome werden die Störgeräusche von außen hierbei abgeschwächt. Durch die doppelte Verdichtung kann man die Störgeräusche jedoch auf ein Minimum herunterfahren. Hierbei leistet das Hörgerät dann wirklich nur das, für das es entwickelt wurde und auch nur der gefilterte und verstärkte Teil des Schalls kommt im Ohr an. Der Double-Dome ist ein Ohrpassstück, das für Menschen mit größerem Hörschaden entwickelt wurde.
Nachteile
Die Nachteile sind in etwa die selben wie beim geschlossenen Dome auch. Die eigene Stimme und Körpergeräusche werden verstärkt wahrgenommen. Durch die zusätzliche Abdichtung sind diese noch etwas deutlicher zu hören als beim geschlossenen Dome.
Fazit Dome
Domes werden nicht individuell an den Träger angepasst. Sie zielen darauf ab einen angenehmen Halt im Ohr zu ermöglichen und die nötige Schallverstärkung zu garantieren – je nach Grad der Hörschädigung. Wer dazu neigt, durch fettige Haut einen rutschigen Gehörgang zu haben, bei dem leidet mitunter der Halt der Domes. Ansonsten kann man alltägliche Aufgaben einwandfrei mit ihnen bewältigen.
Wie bei den meisten Einheitsprodukten kann man sagen: Für den Großteil der Bevölkerung funktionieren sie sehr gut. Ausnahmen bestätigen diese Regel, die ein individuelles Ohrpassstück benötigen.
Spürbare Hörminderung = Offener Dome Mäßiger Hörverlust = Offener Dome, aber möglicherweise mit kleineren Löchern Schwerer Hörverlust = Geschlossene Domes Hochgradiger Hörverlust = Maßgefertigte Ohrpassstücke (Otoplastik)
Otoplastik
Eine Otoplastik ist ein maßgeschneidertes Ohrpassstück. Es wird individuell für den Nutzer angefertigt. Inzwischen geschieht dies durch 3D-Modelle und Scans, oder mit einer Art Knetmasse bzw. Schaum, der den genauen Abdruck des Gehörgangs zeigt.
Vorteile
Der Vorteil hierbei ist klar, wenn man das Prinzip der Domes schon verstanden hat. Die Otoplastik dichtet den Gehörgang sehr gut ab und lässt keine Störgeräusche durch. Durch eine Otoplastik erhält man also genau den Verstärkungs-Effekt, den das Hörgerät leisten soll. Ebenfalls bietet die Otoplastik von allen Alternativen den besten Halt.
Nachteile
Da das Ohr nun aber komplett abgedichtet wird, entsteht der oben bereits angemerkte Okklusionseffekt. Man kann diesen Effekt durch kleine Bohrungen abschwächen, die mehr Luft durch das Ohrpassstück lassen. Der Sinn der Otoplastik ist jedoch die optimale Verstärkung des Hörgeräts, sodass man sich definitiv an den Okklusionseffekt gewöhnen muss. Ansonsten würde zu viel Schall wieder entweichen.
Ein weiterer Nachteil ist die Sichtbarkeit der Otoplastiken. Diese verschwinden nämlich nicht tief im Gehörgang. Von außen kann man gut erkennen, dass der Betroffene etwas im Ohr sitzen hat, weshalb viele auch zum Dome greifen. Ästhetik wird je nach Hörschwäche dann doch höher gewichtet.
Es gibt zwar die Möglichkeit die Otoplastik farblich anpassen zu lassen, sodass sie dezent ist, sie wird jedoch auffälliger bleiben als die Domes.
Fazit
Domes sind gute Alternativen zur noch recht auffälligen Otoplastik. Aus technischer Sicht spricht alles für die Verwendung eines Ohrpassstücks. Die Auffälligkeit und die Okklusion sind allerdings zentrale Nachteile, die man als Kunde abwägen muss.
In Bezug auf den Halt im Ohr ist die Otoplastik Sieger im Vergleich. Je nach Gewohnheiten, Hobbies und Körperhygiene des Trägers sind Domes allerdings ausreichend für den täglichen Gebrauch.
Wir raten von offenen Domes ab, da diese nur bei schwachen Hörschädigungen sinnvoll erscheinen und den Zweck des Hörgeräts beeinträchtigen.
Für normale Hörschädigungen sollten Domes durchweg ausreichend sein, zumal der Hersteller in der Regel verschiedene Größen von Silikonaufsätzen liefert. So kann man probieren, welcher Aufsatz persönlich geeignet ist.
Eine Otoplastik ist immer sinnvoll, da das volle Potenzial des Hörgeräts ausgeschöpft wird, hat aber zentrale Nachteile. Diese Nachteile geraten jedoch bei stark hörgeschädigten Personen in den Hintergrund. Hier sollte man auf das individuelle Ohrpassstück zurückgreifen, um die extreme Beeinträchtigung zu kompensieren.
Quellen:
1. https://advancedhearing.com/articles/tube-and-dome-size-helps-hearing-aids-fit-properly
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