Brauche ich ein oder zwei Hörgeräte?

Zwei HdO-Hörgeräte

In den meisten Fällen rät man dazu zwei Hörgeräte zu tragen. Das schließt jedoch nicht aus, dass ein Hörgerät ausreichend sein kann – ist aber in den seltensten Fällen sinnvoll.

Zunächst gilt es zu klären, ob es sich bei dem Hörverlust um einen unilateralen, also einseitigen, oder einen bilateralen, also beidseitigen Hörverlust handelt. 

Ein gesundes, ein geschädigtes Ohr

Handelt es sich bei einem Hörverlust nur um eine einseitige Einschränkung, bei der die andere Seite noch komplett funktionsfähig ist, reicht in der Regel ein Hörgerät aus. Ein gesundes Ohr ohne Hörgerät und ein erkranktes Ohr mit Hörgerät ergeben hierbei wieder zwei gut hörende Ohren. Dabei muss das erkrankte Ohr jedoch in der Lage sein, die Verstärkung durch das Hörgerät selbstständig verarbeiten zu können. Gelingt dies nicht, gibt es Technologien, die hier weiterhelfen können. 

Übrigens: Unser Ohr kann das Hören auch verlernen. Manch betroffene Person sieht die Hörschwäche auf einem Ohr nicht ganz so eng und konsultiert erst den HNO-Arzt, wenn die Einschränkungen zu große werden. Oft ist es dann schon zu spät, um mit einem guten Gerät den Normalzustand wiederherzustellen. Das Ohr ist ähnlich wie unsere Muskulatur auch trainierbar. Wenn es keine Reize mehr bekommt und bestimmte Hirnareale nicht mehr genutzt werden, schrumpft das Hörvermögen mehr als ohnehin schon. (Hier erfahren Sie, wie Sie sich am schnellsten an Ihr Hörgerät gewöhnen.)

Ein gesundes, ein (fast) taubes Ohr

Falls das erkrankte Ohr nicht in der Lage ist, die Verstärkung durch ein Hörgerät verständlich umzuwandeln können sogenannte CROS-Hörgeräte Abhilfe schaffen. Trotz des einseitigen Hörverlusts trägt der Hörgeräteträger auch im gesunden Ohr eine Hörhilfe. Mit dieser kann er Signale empfangen, die eigentlich auf dem anderen Ohr ankommen. Ratsam ist diese Technologie, damit Töne besser lokalisiert werden können. Die ist besonders im Straßenverkehr wichtig, oder wenn ein Kollege neben dem geschädigten Ohr etwas erzählt.

Das Hörgerät im geschädigten Ohr fungiert somit als Mikrofon. Es leitet die Signale per Funk an das gesunde Ohr weiter und können dort wahrgenommen werden. 

Auch wenn man denkt, dass ein gesundes Ohr ausreicht, um alles um sich herum wahrnehmen zu können, wird man überrascht sein, welch große Erleichterung es ist, wieder Töne aus allen Richtungen hören zu können.

Schließlich wurden wir mit zwei Ohren geboren, demnach ist unser Gehirn auf das Empfangen von Stereo programmiert.

Zwei geschädigte Ohren

Bei zwei geschädigten Ohren sollte man grundsätzlich immer zwei Hörgeräte verwenden. Personen mit einer beidseitigen Sehschwäche würden bspw. auch nicht auf die Idee kommen nur eine Kontaktlinse einzusetzen und ein Auge unscharf sehen lassen. So verhält es sich auch mit unseren Ohren. Wer mit zugehaltenem Auge liest, wird merken, wie anstrengend und ermüdend die für den Geist ist. Das gleiche passiert im Hintergrund auch mit dem Gehör, wenn das Gehirn permanent versucht kaputtes Ohr auszugleichen.

Auch wenn ein einzelnes Hörgerät bereits eine Verbesserung des Hörverstehens bewirkt, beeinflusst ein zweites Hörgerät besonders das Richtungshören positiv. Andernfalls fällt es dem Träger schwer die Geräuschquelle genau lokalisieren zu können, da das Gehirn den Schall nicht richtig verarbeiten kann.

Ebenfalls haben unsere Ohren eine Art Filterfunktion, mit der wir Hintergrundgeräusche besser verarbeiten können, wenn man Gesprächspartner in lärmender Umgebung verstehen möchte. 


MagazinHören

Kommentar schreiben